Werte verbinden: Der entscheidende Erfolgsfaktor im Recruiting

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Interview mit André M. Beier zur Bedeutung von Werten und möglichen Antworten auf den Fachkräftemangel

Die Fachzeitschrift HR Performance (hrperformance.de) hat mit André M. Beier über erfolgreiches Recruiting gesprochen, was Werte damit zu tun haben und wie neue Wege für Unternehmen gegen den Fachkräftemangel aussehen können.

Welche Werte sind im Recruiting entscheidend?

HRP: Sie stehen für den Slogan „Werte verbinden“. Welche Werte sind am wichtigsten, damit es zwischen Unternehmen und Kandidat klappt?

André M. Beier: Eine einfache Antwort gibt es darauf nicht, denn es gibt keine universelle Formel. Jeder Mensch bringt einen einzigartigen Mix aus Erfahrungen, Erwartungen und Wertvorstellungen mit – genauso wie jede Unternehmenskultur individuell geprägt ist. Entscheidend ist nicht die bloße Definition von Werten, sondern die Klarheit auf beiden Seiten. Unternehmen müssen sich bewusst machen, welche Werte sie tatsächlich leben und welche sie in neuen Mitarbeitenden suchen. Kandidaten wiederum sollten sich fragen, was ihnen wirklich wichtig ist und unter welchen Bedingungen sie langfristig ihr Bestes geben können.

Oft zeigt sich in der Praxis, dass weder Unternehmen noch Kandidaten genau wissen, was sie wollen. Doch genau diese Klarheit ist essenziell, um eine nachhaltige und authentische Verbindung herzustellen. Wenn Werte übereinstimmen, entsteht langfristige Zufriedenheit, Motivation und Leistungsbereitschaft – nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Umfeld. Passen Werte nicht zusammen, sind Fehlbesetzungen fast vorprogrammiert. Arbeitsverhältnisse scheitern dann oft nach wenigen Monaten, was nicht nur hohe Kosten für erneutes Recruiting verursacht, sondern auch das bestehende Team verunsichert und im schlimmsten Fall die Unternehmenskultur belastet. Die Kosten für eine falsche Personalentscheidung gehen weit über das Finanzielle hinaus. Neben direkten Recruiting- und Einarbeitungskosten leidet oft das Vertrauen im Team, und auch die Produktivität nimmt ab.

Wie können Unternehmen dem Fachkräftemangel begegnen?

HRP: Wie sollten Unternehmen Ihrer Meinung nach auf den Fachkräftemangel und die Arbeitswelt im Wandel reagieren?

Beier: Unternehmen dürfen Recruiting nicht mehr als rein operativen Prozess betrachten, sondern als strategischen Erfolgsfaktor. Es reicht nicht, auf Bewerbungen zu warten. Unternehmen müssen sich aktiv als attraktive Arbeitgeber positionieren. Das beginnt mit einer gelebten Unternehmenskultur, die nicht nur in Hochglanz-Broschüren existiert, sondern von jeder Führungskraft und in jedem Team spürbar ist. Unternehmenskultur ist keine einmalige Initiative mit einem klaren Start- und Endpunkt – sie ist ein fortlaufender Prozess, der konsequent gestaltet werden muss. Eine starke, authentische Unternehmenskultur spricht nicht nur potenzielle Kandidaten an, sondern bindet auch bestehende Mitarbeitende langfristig.

Viele Unternehmen sind sich dessen bereits bewusst, doch die Umsetzung bleibt oft vage. Es reicht nicht, Werte zu definieren – sie müssen erlebbar sein. Wie wird im Unternehmen kommuniziert? Wie geht man mit Fehlern um? Wie sieht echte Wertschätzung im Alltag aus? Das sind die Fragen, die Unternehmen für sich beantworten müssen. Wer diese Werte konsequent lebt, zieht automatisch die richtigen Talente an.

Flexible Arbeitsmodelle als Wettbewerbsvorteil

HRP: Kann die 4-Tage-Woche in diesem Zusammenhang eine Antwort auf viele Recruiting-Herausforderungen sein?

Beier: Die Arbeitswelt verändert sich schneller als je zuvor. Flexible Arbeitsmodelle, Sinnhaftigkeit im Job und eine klare Werteorientierung sind für viele Kandidaten mittlerweile wichtiger als ein hohes Gehalt. Die 4-Tage-Woche ist dabei nur eine von vielen Möglichkeiten, um sich als Unternehmen attraktiv aufzustellen. Während jüngere Generationen Wert auf Flexibilität und eine ausgeglichene Work-Life-Balance legen, wünschen sich ältere Mitarbeitende Modelle, die einen sanften Übergang in den Ruhestand ermöglichen. Auch Jobsharing, Co-Leadership und flexible Arbeitszeiten sind Ansätze, die Unternehmen wettbewerbsfähiger machen können. Die Unternehmen, die diese Veränderungen mutig angehen und echte Lösungen anbieten, werden sich langfristig als attraktive Arbeitgeber positionieren.

Die Rolle von Künstlicher Intelligenz im Recruiting

HRP: Stichwort Recruiting der Zukunft: Welche Bedeutung sollte/muss KI haben?

Auch die Rolle von Künstlicher Intelligenz im Recruiting wird oft diskutiert. Die Digitalisierung hat längst den Bewerbungsprozess erreicht, doch KI ist kein Ersatz für den Menschen. Sie kann Prozesse effizienter machen, Bewerbungen schneller filtern und Kandidatenprofile intelligenter matchen. Doch am Ende geht es immer um Menschen, um persönliche Begegnungen, um Vertrauen. KI kann dabei helfen, die Candidate Journey zu optimieren, sollte aber nie den menschlichen Faktor verdrängen. Unternehmen, die Technologie als Unterstützung und nicht als Ersatz begreifen, werden langfristig erfolgreicher sein.

Fazit: Wertebasierte Unternehmenskultur als Erfolgsfaktor

Erfolgreiches Recruiting beginnt mit Klarheit und Mut. Die Zeiten, in denen Unternehmen einfach eine Stellenanzeige schalten und auf Bewerbungen warten konnten, sind endgültig vorbei. Wer heute die besten Talente für sich gewinnen will, muss mehr bieten als ein attraktives Gehalt. Es geht darum, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der Menschen nicht nur arbeiten, sondern sich weiterentwickeln, gestalten und langfristig wohlfühlen. Werte dürfen keine leeren Phrasen sein, die irgendwo in einer Unternehmenspräsentation stehen – sie müssen im Alltag spürbar sein, in der Art und Weise, wie miteinander umgegangen wird, wie Führung gelebt wird und wie Entscheidungen getroffen werden.

Gerade jetzt braucht es Unternehmen, die den Mut haben, neue Wege zu gehen. Flexiblere Arbeitsmodelle, eine klare Positionierung zu Unternehmenswerten und eine authentische, transparente Kommunikation sind nicht nur „nice to have“, sondern entscheidend, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Fachkräfte sind heute nicht mehr bereit, sich mit Standardlösungen zufriedenzugeben. Sie suchen nach Arbeitgebern, die ihnen mehr bieten als einen Job – ein Umfeld, das sie als Mensch sieht, in dem sie ihre Stärken einbringen können und das ihnen echte Perspektiven gibt.

Wer jetzt in die Zukunft investieren will, sollte Recruiting nicht als einmaligen Prozess, sondern als strategischen Erfolgsfaktor begreifen. Es geht nicht darum, möglichst viele Bewerbungen zu sammeln, sondern darum, die Menschen zu finden, die wirklich ins Unternehmen passen – fachlich und vor allem kulturell. Unternehmen, die ihre Werte nicht nur definieren, sondern aktiv leben, werden automatisch die richtigen Talente anziehen. Wer diesen Schritt nicht geht, wird nicht nur Probleme haben, offene Stellen zu besetzen, sondern riskiert auch, dass bestehende Mitarbeitende das Unternehmen verlassen.

Recruiting ist längst nicht mehr nur eine Aufgabe der Personalabteilung. Es ist ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Wer sich jetzt bewegt, gestaltet aktiv die Zukunft seines Unternehmens – wer abwartet, wird den Anschluss verlieren. Die entscheidende Frage ist: Wofür steht dein Unternehmen? Und vor allem: Wie zeigst du es nach außen?

HRP: Vielen Dank für das interessante Gespräch.

Interview und Artikel von: Werte verbinden: Der entscheidende Erfolgsfaktor im Recruiting – HR Performance

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