Mediation als Schlüssel zu moderner Führung – Erkenntnisse aus dem HiddenCandidates-Podcast mit Nadine Greck

In einer zunehmend komplexen und dynamischen Arbeitswelt gewinnen zwischenmenschliche Fähigkeiten und reflektierte Kommunikation immer mehr an Bedeutung. In der aktuellen Folge des HiddenCandidates-Podcasts spricht André Beier mit Nadine Greck – einer erfahrenen Mediatorin, Ausbilderin und Sparringspartnerin für Führungskräfte – über die Rolle von Mediation im Kontext moderner Führung und kulturellem Wandel.
Nadine Greck bringt eine besondere Kombination aus Praxisnähe und theoretischem Know-how mit. Mit einem beruflichen Hintergrund in der Prozessoptimierung und tiefgreifender Erfahrung in Kommunikation, Mediation und Persönlichkeitsentwicklung, kennt sie die Herausforderungen, denen sich Entscheider:innen heute stellen müssen. Ihr Ansatz geht dabei weit über die klassische Konfliktlösung hinaus – es geht um Haltungsarbeit, Selbstreflexion und ein neues Verständnis von Führung.
Von unterschwelligen Spannungen zu funktionalen Konflikten
Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die Frage, wie unterschwellige Konflikte erkannt und konstruktiv genutzt werden können. Viele Spannungen im Unternehmen bleiben lange unter der Oberfläche und eskalieren erst, wenn der Druck zu groß wird. Greck erklärt, dass genau hier der Ansatz der Mediation ansetzt: Konflikte sind nicht per se negativ – im Gegenteil. Richtig verstanden und begleitet, können sie Treiber für Entwicklung, Innovation und Wandel sein.
Sie spricht davon, wie dysfunktionale Konflikte – also destruktive, wiederkehrende oder tabuisierte Auseinandersetzungen – in funktionale Konflikte umgewandelt werden können. Der Schlüssel dafür liegt in der Kommunikation, aber auch in der inneren Haltung der Beteiligten. Mediation schafft einen geschützten Raum, in dem echte Verständigung möglich wird. Dabei geht es nicht nur darum, Kompromisse zu finden, sondern tiefer zu schauen: Welche Bedürfnisse stehen hinter bestimmten Verhaltensweisen? Welche unausgesprochenen Regeln prägen das Miteinander?
Selbstführung und Machtbewusstsein
Ein weiteres zentrales Thema der Podcastfolge ist die Bedeutung von Selbstführung und ein reflektierter Umgang mit Macht. Nadine Greck betont, dass Führung immer bei einem selbst beginnt. Wer andere führen will, muss sich selbst gut kennen – inklusive eigener Muster, Trigger und Überzeugungen. Auch Macht – ein oft negativ belegter Begriff – wird von ihr differenziert betrachtet. Macht ist nicht per se schlecht, sie ist notwendig, um Verantwortung zu übernehmen und Veränderung zu gestalten. Entscheidend ist, wie man mit dieser Macht umgeht: Macht über andere oder Macht für andere?
Führungskräfte stehen heute unter enormem Veränderungsdruck. Transformation, hybride Arbeitsmodelle und gesellschaftlicher Wertewandel stellen bestehende Strukturen in Frage. Nadine Greck sieht hierin eine große Chance: Wer bereit ist, alte Denk- und Verhaltensmuster zu hinterfragen, kann eine neue Form der Führung entwickeln – eine, die auf Beziehung, Klarheit und Präsenz basiert.
Coaching, Beratung und Mediation – ein Abgrenzungsversuch
Im weiteren Verlauf des Gesprächs differenziert Greck die Begriffe Coaching, Beratung und Mediation. Während Beratung oft lösungsorientiert ist und externe Expertise liefert, zielt Coaching auf individuelle Entwicklung ab. Mediation hingegen begleitet Konfliktparteien dabei, selbst zu einer tragfähigen Lösung zu kommen. Die Mediatorin bewertet nicht, sondern moderiert. Diese neutrale Haltung sei essenziell, betont Greck – sie erlaubt es, allen Perspektiven Raum zu geben und damit echte Verständigung zu ermöglichen.
Die Kraft der Haltung und das Drama-Dreieck
Ein besonderes Highlight der Folge ist das sogenannte „Drama-Dreieck“, ein psychologisches Modell aus der Transaktionsanalyse, das typische Konfliktdynamiken beschreibt: Täter, Opfer und Retter. Nadine Greck erklärt, wie schnell Menschen – oft unbewusst – in eine dieser Rollen schlüpfen und dadurch Konflikte verschärfen. Die Herausforderung besteht darin, diese Dynamiken zu erkennen und bewusst auszusteigen. Genau hier zeigt sich, wie wichtig Haltung ist: Eine Mediatorin oder Führungskraft, die nicht bewertet, sondern beobachtet, kann diese Rollen auflösen und eine neue Gesprächsebene schaffen.
Das Drama-Dreieck ist laut Greck nicht nur ein wertvolles Reflexionswerkzeug für Mediationsprozesse, sondern auch im Alltag einsetzbar – sei es in Meetings, Bewerbungsgesprächen oder privaten Konflikten. Es hilft, nicht in emotionale Reaktionsmuster zu verfallen, sondern mit Klarheit und Empathie zu agieren.
Mediation wirkt – nicht nur im Business
Zum Abschluss des Gesprächs macht Nadine Greck deutlich, dass die Prinzipien der Mediation weit über den beruflichen Kontext hinauswirken. Mediation bedeutet auch im Alltag: zuhören, Perspektiven wechseln, respektvoll miteinander umgehen. Sie sieht darin einen zentralen Beitrag zu einem konstruktiven gesellschaftlichen Miteinander – gerade in Zeiten von Unsicherheit und Polarisierung.
Fazit: Mediation als Zukunftskompetenz für Führung
Die Podcastfolge macht eindrucksvoll deutlich, dass Mediation weit mehr ist als ein Werkzeug zur Konfliktlösung. In einer Welt, in der Veränderung zur Normalität geworden ist, brauchen Führungskräfte neue Kompetenzen: emotionale Intelligenz, Selbstführung, Kommunikationsfähigkeit und die Bereitschaft, alte Muster loszulassen. Nadine Greck plädiert für eine neue Haltung in der Führung – weg von Kontrolle und Bewertung, hin zu Beziehung, Klarheit und echter Präsenz.
Der Satz „Die Welt ist ein Theater – aber wir müssen nicht immer Drama spielen“ bringt es auf den Punkt: Wer Mediation versteht, lernt, Konflikte nicht zu vermeiden, sondern sie als Chance zu nutzen – für Wachstum, Zusammenarbeit und Veränderung.
🎧 Hörtipp: Die ganze Folge bietet zahlreiche Impulse, Praxisbeispiele und Denkanstöße für alle, die Führung menschlicher, wirksamer und zukunftsfähiger gestalten wollen.