Definition, Vorteile und Umsetzung
Der Begriff „Lebenslauf anonymisieren“ beschreibt den Prozess, bei dem persönliche Informationen aus einem Lebenslauf entfernt oder unkenntlich gemacht werden. Ziel dieser Maßnahme ist es, Diskriminierung im Bewerbungsprozess zu vermeiden und die Auswahl von Kandidat:innen objektiver und fairer zu gestalten. Anonyme Lebensläufe enthalten keine Angaben zu Name, Geschlecht, Alter, Herkunft, Familienstand oder Foto. Der Fokus liegt stattdessen auf den Qualifikationen, beruflichen Erfahrungen und fachlichen Kompetenzen der Bewerberin oder des Bewerbers.
Die Idee, den Lebenslauf zu anonymisieren, stammt aus der Überzeugung, dass Bewerbungen ohne personenbezogene Daten mehr Chancengleichheit schaffen – vor allem für Menschen, die aufgrund bestimmter Merkmale häufig benachteiligt werden.
Warum einen Lebenslauf anonymisieren?
Diskriminierung im Recruiting ist trotz gesetzlicher Regelungen wie dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) immer noch Realität. Studien belegen, dass Menschen mit ausländisch klingenden Namen, ältere Bewerber:innen oder Frauen mit Kindern schlechtere Chancen auf ein Vorstellungsgespräch haben – selbst bei gleicher Qualifikation.
Ein anonymisierter Lebenslauf kann diesem strukturellen Ungleichgewicht entgegenwirken. Unternehmen, die Bewerbungen anonymisiert sichten, konzentrieren sich in der ersten Auswahlphase ausschließlich auf Qualifikationen, Kompetenzen und Berufserfahrung. So werden Vorurteile und unbewusste Bias minimiert, und die Chancengleichheit wird gestärkt.
Welche Daten werden bei der Anonymisierung entfernt?
Bei der Anonymisierung eines Lebenslaufs werden sämtliche Informationen entfernt, die Rückschlüsse auf die Identität einer Person zulassen könnten. Dazu gehören insbesondere:
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Name und Vorname
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Geburtsdatum und Alter
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Foto
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Geschlecht
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Staatsangehörigkeit oder Herkunft
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Familienstand und Kinderzahl
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Religiöse Zugehörigkeit
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Adresse oder Wohnort
Übrig bleiben die beruflichen Stationen, Aus- und Weiterbildungen, Qualifikationen, Sprachkenntnisse, IT-Kenntnisse sowie weitere für die jeweilige Position relevante Fähigkeiten.
Vorteile eines anonymisierten Lebenslaufs
Die Anonymisierung bietet Vorteile sowohl für Bewerbende als auch für Unternehmen:
Für Bewerber:innen:
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Faire Chancen unabhängig von Alter, Herkunft oder Geschlecht
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Reduzierung von Vorurteilen im Auswahlprozess
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Fokus auf Fähigkeiten und Qualifikationen
Für Unternehmen:
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Diversität fördern durch objektivere Auswahl
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Stärkere Arbeitgebermarke durch wertorientiertes Recruiting
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Compliance mit Gleichbehandlungsrichtlinien (z. B. AGG)
Besonders Unternehmen, die sich für Vielfalt, Inklusion und Gleichstellung einsetzen, profitieren davon, anonyme Bewerbungsverfahren zu etablieren.
Umsetzung in der Praxis
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Lebenslauf zu anonymisieren. Einige Bewerber:innen entscheiden sich dafür, ihre Unterlagen manuell zu überarbeiten und persönliche Daten auszublenden oder zu ersetzen. Immer mehr Plattformen und Recruiting-Tools bieten mittlerweile automatisierte Anonymisierungsfunktionen, die diese Arbeit übernehmen.
Alternativ können Unternehmen bewusst auf Bewerbungssysteme setzen, die standardisiert anonyme Profile zulassen – wie etwa Plattformen, bei denen Kandidat:innen sich mit einem wertebasierten Profil präsentieren, statt mit vollständigem Lebenslauf. So kann der Fokus von Beginn an auf dem kulturellen und fachlichen Match liegen.
Grenzen und Herausforderungen
So vielversprechend das Konzept auch ist – es gibt auch Grenzen. Spätestens im Vorstellungsgespräch treten wieder persönliche Merkmale in den Vordergrund. Dennoch hilft der anonymisierte Lebenslauf dabei, den ersten Filter im Auswahlprozess möglichst neutral zu gestalten. Wichtig ist, dass Unternehmen ihre gesamte Recruiting-Strategie auf Fairness und Transparenz ausrichten, damit die Anonymisierung kein isoliertes Einzelinstrument bleibt.
Ein weiterer Punkt: Manche Tätigkeiten oder berufliche Stationen lassen Rückschlüsse auf das Geschlecht oder den kulturellen Hintergrund zu. Daher sollte auch bei der inhaltlichen Gestaltung des Lebenslaufs darauf geachtet werden, unbewusste Hinweise möglichst zu reduzieren.
Fazit
Den Lebenslauf zu anonymisieren ist ein effektiver Schritt hin zu mehr Fairness im Recruiting. Er ermöglicht eine objektivere Auswahl und stellt die Qualifikation der Bewerber:innen in den Vordergrund. Für Unternehmen bietet er eine wertvolle Möglichkeit, Diversität zu fördern und den Auswahlprozess professioneller zu gestalten. Wer Chancengleichheit ernst nimmt, sollte die Anonymisierung des Lebenslaufs als festen Bestandteil eines modernen, diskriminierungsfreien Bewerbungsverfahrens in Betracht ziehen.